Montag, 2. März 2015

Schreibkicks 02/15

Es war einmal ein Gartenzwerg
Der lag allein auf einem Berg
Aus Müll und Dreck, denn seiner Mütze
Fehlt ein Teil der roten Spitze
Und sein Eigner dachte sich:
„Kaputt ist er nichts mehr für mich!“
Und warf ihn mit obszöner Wonne
In seine graue Abfalltonne.

Da liegt der Zwerg und denkt daran
Wie schön sein Dasein einst begann:
Er lief vom Band in der Fabrik,
Glänzend neu, ganz bunt und schick,
Stand dann im Baumarkt im Regal,
Wurde betastet manches Mal,
Bis ihn ein Mann zur Kasse brachte
Und ihn sich dort zu eigen machte.

Lang stand der Zwerg in seiner Ecke
Gleich rechts von der Rosenhecke,
Bei Wind und Wetter übers Jahr
Und es gefiel ihm wunderbar.
Gänseblümchen, Krokus, Nelken
Sah er blühen und verwelken,
Genoss die frische Luft und Sonne
In vollen Zügen und mit Wonne.

Kurz nach Sonnenaufgang an einem Samstagmorgen
Begannen dann des Zwerges Sorgen.
Es öffnete sich das Garagentor,
Daraus kam sein Besitzer hervor
Und dabei schob er vor sich her
Den nagelneuen Rasenmäher.
Er mäht konzentriert mit Gestank und Gebrumm
Und dabei fährt er den Gartenzwerg um.

Der Pflasterstein bremst seinen Fall,
Beim Aufkommen gibt’s einen Knall,
Der Mütze fehlt fortan ein Stück,
Der Rest des Zwergs bleibt heil, zum Glück.
Doch als sein Besitzer das Unheil sieht,
Weiß der Zwerg nicht, wie ihm geschieht,
Denn er wird, ohne schlechtes Gewissen,
Einfach so in den Abfall geschmissen.

Somit bedeutet die gebrochene Spitze
Der Zwergenmütze die Apokalypse.
Doch als der Zwerg grad resigniert
Das Nachbarsmädchen anmarschiert,
Hebt den Deckel von der Tonne,
Hält den Zwerg sanft in die Sonne,
Spricht: „Wer ist denn so gemein
Und wirft den schönen Zwerg hier rein?“

Sie hält den Zwerg an sich gedrückt
Und stellt ihn dann hochbeglückt
Aufs Fensterbrett in ihrem Zimmer.
Von dort aus schaut der Zwerg nun immer
In den Garten, wo er einst stand
Und freut sich darüber, dass das Mädchen ihn fand
Und ihn bewahrte vor der Mülldeponie –
Das vergisst der Zwerg ihr nie.